Wann sollte mein Pferd zur Behandlung?


Ist mein Pferd einfach nur faul oder widersetzlich oder stecken dahinter vielleicht andere Ursachen? Gelingen im Training bestimmte Lektionen nicht mehr oder passieren beim Springen immer dieselben Fehler? Und macht Physiotherapie für ein gesundes Pferd überhaupt Sinn?

Das Ziel meiner Therapien ist es, das körpereigene Gleichgewicht wiederherzustellen und langfristig zu  sichern und zu erhalten. Durch den rechtzeitigen Einsatz von u.a. Physiotherapie kann geholfen werden die Gesundheit und somit die Lebensfreude dauerhaft zu verbessern.

 

Die allermeisten Besitzer kontaktieren einen Physiotherapeuten erst, wenn bereits deutliche Beschwerden oder sogar Lahmheiten zu sehen sind.  Dabei muss man allerdings wissen, dass unser Körper und der Körper unserer Lieblinge ein Meister darin ist, Fehlstellungen und Dysbalancen zu kompensieren. Die Symptome entstehen nicht immer sofort, sondern erst dann, wenn der Körper seine Fähigkeit zur Kompensation verliert.

 

Wenn z.B. ein Muskel nicht mehr in der Lage ist, sich physiologisch an- und abzuspannen, wird der Körper die Belastung aus dieser Struktur nehmen und diese auf andere Bereiche verteilen. So werden also bei dem Beispiel mit dem überlasteten Muskel andere Muskelgruppen verstärkt beansprucht und die Belastung so gut es geht verteilt. Werden die Schäden allerdings nicht korrigiert, wird die körpereigene Kompensation irgendwann zusammenbrechen: massive Beschwerden können dann die Folge sein.

Optimal ist es also nicht erst eine Behandlung in Anspruch zu nehmen, wenn bereits deutliche Beschwerden entstanden sind, sondern sein Pferd regelmäßig zu kontrollieren und untersuchen zu lassen, bevor Symptome entstehen.

 

 

Was könnten die Ursachen für die Probleme meines Pferdes sein?

 

Eine genaue Ursache lässt sich erst nach einer ausgiebigen Untersuchung feststellen. Überbeanspruchung, ungünstiger Körperbau, falsches Training oder Unfälle und Verletzungen zählen zu den häufigsten Ursachen.

 

Körperbau

 

Die Konstitution, d.h. der Körperbau, spielt eine wichtige Rolle bei Erkrankungen des Bewegungsapparates.

Pferde z.B. mit einer etwas steileren Schuler sind in Raumgriff des Vorderbeines begrenzt. Die Bewegungen können dadurch kurz und stockend wirken. Versucht man diese kurzen Tritte zu schnell zu verlängern oder zu schnell und über das Tempo zu reiten/ arbeiten, würde sich die bestehende Problematik eher sogar verschlechtern als verbessern. Die Ursache hierfür ist fehlende Dehnungsmöglichkeit der Muskulatur. Die Muskulatur überlastet und andere Muskelgruppen müssen kompensatorisch einspringen. Ein etwas ungünstiger Körperbau belastet den Bewegungsapparat also eher, als ein „Idealkörper“ und ist daher anfälliger für Blockaden und Verletzungen.



 


 

Die Abbildung zeigt die unterschiedliche Stellung im Schultergelenk. A ideale Schulter B steile Schulter

Verletzungen und Unfälle

 

Infolge von Stürzen, Tritten oder anderen Unfällen kann es zu Verletzungen kommen: Zerrungen von Bändern, Sehnenschäden, Muskelfaserrisse oder sogar Frakturen oder Verlagerungen von Wirbeln oder Gelenkpartnern können die Folge sein.

 

Überbeanspruchung/ falsches Training

 

Eine der Hauptursachen beim Pferd sind Rückenprobleme. Nur ein entsprechend trainiertes und ausgebildetes Pferd ist in der Lage, mit Hilfe der Bauch- und Rückenmuskulatur das Reitergewicht zu tragen. Die Tragfähigkeit des Pferdes ist als eine Art Spannbrücken-Konstruktion zu verstehen. Die Oberlinie, bestehend aus Muskulatur und Bändern muss durch den Reiter aktiviert werden. Eine richtige Kopf-Halshaltung, eine arbeitende Bauchmuskulatur und eine aktiv untertretende Hinterhand wölben den Rücken nach oben auf. Das Pferd kann somit den Reiter nahezu passiv tragen.

 

Genau das Gegenteil ist der Fall, wenn das Pferd mit einer zu hohen Kopf-Hals-Haltung geritten wird oder die Oberlinie vom Reiter nicht aktiviert wird: Die Rückenmuskulatur verspannt und verkürzt sich, die Hintergliedmaßen sind blockiert und können nicht mehr untertreten, der Schwung, welcher von hinten nach vorn über den Pferderücken übertragen werden soll, wird an den Schultern ausgebremst und die Vordergliedmaßen so blockiert. Die ständige unphysiologische Belastung der Rückenmuskulatur führt infolge zu weiteren Muskelschädigungen.



 


 

Die Abbildung zeigt die gewünschte Aufwölbung des Pferdesrückens und somit die Tragfähigkeit des Pferdes.

Was sind typische Anzeichen für Einschränkungen und Schmerzen des Bewegungsapparates?

 

  • Rückenschmerzen: das Pferd drückt beim Putzen den Rücken weg oder Muskelpartien zittern, nicht Stillstehen beim Satteln und Aufsteigen
  • Satteldruck: Unbehagen beim Satteln und/oder Nachgurten
  • Probleme bei Biegung und Stellung
  • Verspannte Oberlinie mit eingezogenem und/oder schiefem Schweif
  • Wenig Raumgriff , Probleme bei der Rahmenerweiterung
  • Kurztrittigkeit
  • Stolpern/ Schlurfen
  • Falsches Anspringen im Galopp oder Kreuzgalopp
  • Durchgehen, Buckeln, Steigen